- Weltkrieg, Zweiter: Luftkrieg über Deutschland
- Weltkrieg, Zweiter: Luftkrieg über DeutschlandWährend in Großbritannien und in den USA der Luftwaffe von vornherein eine eigene strategische Bedeutung zugemessen wurde, sah die deutsche Führung die Aufgabe der Luftstreitkräfte mehr im Zusammenwirken mit den Bodentruppen. Das hatte zur Folge, dass in der deutschen Rüstung dem Bau von Kurzstreckenjägern und Kampfflugzeugen der Vorzug gegeben wurde, während der Schwerpunkt der angloamerikanischen Rüstung auf Langstreckenbombern und entsprechenden Langstrecken-Begleitjägern lag. Bereits in der Luftschlacht um England wirkte sich dies nachteilig für die deutsche Seite aus, als die deutschen Bomberverbände, deren Bombenlastkapazität ohnehin beschränkt war, ohne Begleitschutz der britischen Abwehr ausgesetzt waren. Und dennoch, der Luftkrieg mit massiven Bombenangriffen gegen Städte und die Zivilbevölkerung war von Hitler eröffnet worden. Er hatte 1940 großsprecherisch verkündet, er werde englische Städte »ausradieren«.Voll zur Wirkung kam der Einsatz alliierter Langstreckenbomber und Begleitjäger ab Frühjahr 1942. Der erste Großangriff von tausend Bombern traf Köln am 30./31. Mai 1942. Die ab 1943 auch bei Tage einfliegenden Verbände hatten anfänglich schwere Verluste aufzuweisen, gegen die sich allmählich herausbildenden Flächenangriffe war jedoch die deutsche Luftabwehr nahezu hilflos. Ab November 1943 begann die systematische Bombardierung der Reichshauptstadt, ab Anfang 1944 hatten die Alliierten die Luftherrschaft über dem Reichsgebiet eindeutig errungen. Jetzt wurde, nahezu unbehelligt von der deutschen Abwehr, eine Stadt nach der anderen in Trümmer gelegt. Trotz furchtbarer Zerstörungen konnte aber die deutsche Kriegswirtschaft nicht entscheidend getroffen werden, das Produktionsniveau wurde sogar bis Ende 1944 noch gesteigert. Die Belastung der Zivilbevölkerung - insgesamt sind etwa 500 000 Menschen im Luftkrieg ums Leben gekommen - war ungeheuer groß, aber der Bombenkrieg bewirkte gerade, dass sich die Menschen in den Luftschutzkellern und in den Trümmern ihrer Städte mit ihrer Führung solidarisierten, dass sich ihr Wille zum Durchhalten bis zu der immer wieder angekündigten Wende des Krieges durch die angeblichen »Wunderwaffen des Führers«, die es gar nicht gab, versteifte.Den letzten Höhepunkt der alliierten Bombenangriffe bildete die Zerstörung Dresdens am 13. und 14. Februar 1945, wo mindestens 35 000 Menschen, darunter Tausende von Flüchtlingen, ums Leben kamen. Am Ende des Krieges waren fast alle deutschen Großstädte und viele mittlere und kleine Städte durch Bombenangriffe in Trümmer gelegt, über 50 % der Verkehrs- und Industrieanlagen waren zerstört.
Universal-Lexikon. 2012.